Kinder mit ADHS (kurz für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) haben oft Schwierigkeiten in der Schule und zu Hause. Es kann ihnen schwerfallen, aufmerksam zu sein, ihre Schulmaterialien zu organisieren und Hausaufgaben zu erledigen. Es mangelt an Geduld und im Unterricht reden sie oft dazwischen. Ruhelosigkeit und Zappeligkeit machen sie für Lehrer*innen auffällig, besonders dann, wenn sie eigentlich leise sein sollen. Aufgaben, auf die sie keine Lust haben oder die sie nicht interessieren, fallen schwer, während sie Lieblingsaktivitäten stundenlang machen können.
ADHS bei Kindern: Mädchen und Jungs
ADHS ist noch nicht so weit erforscht, wie manche vielleicht glauben. Die Hyperaktivität zeigt sich gerade bei Jungen oft von außen. Sie sind hibbelig, können nicht still sitzen oder haben impulsive Emotionen. Während sie sofort auffallen, kann das bei Mädchen ganz anders sein: Sie sind unaufmerksam, beschäftigen sich still mit kreativen Tätigkeiten oder träumen einfach vor sich hin. Die schulischen Leistungen leiden darunter, oft fühlen sich die jungen Mädchen weniger klug, weil sie denken, Mädchen müssen gut in der Schule, ordentlich und immer top organisiert sein.
Wilde Gedanken …
Die Annahme, dass Kinder mit ADHS alle hyperaktiv und laut sind, ist schon lange nicht mehr richtig. Hyperaktivität ist zwar ein Anzeichen von ADHS, aber viele Kinder lernen, diese nach innen zu verlagern. Das Chaos findet also nicht nach außen statt, sondern im eigenen Kopf. Gerade bei Mädchen ist das oft der Fall, weshalb bei ihnen nur selten ADHS früh diagnostiziert wird. Viele kriegen erst im Erwachsenenalter die erlösende Diagnose und können sich plötzlich viel besser verstehen. Vielleicht war man als Kind gar nicht faul, vielleicht war man nicht schlecht organisiert, es war einfach im Kopf zu viel los und niemand hat es gemerkt.
Was tun bei Verdacht auf ADHS
Wenn ein Kind von ADHS betroffen ist oder ein Verdacht besteht, lohnt sich ein erstes Beratungsgespräch bei Kinderärzt*innen oder Kinderpsychiater*innen. Dort wird erst einmal mit den Eltern und dem Kind besprochen, welche Probleme das Kind oder auch die Eltern haben. Für eine Diagnose ist eine erste körperliche und neurologische Untersuchung notwendig, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Psychologische Tests, so wie Intelligenztests oder Aufmerksamkeitstests helfen schließlich dabei, das Verhalten des Kindes zu untersuchen und genauer einzuordnen.
Alltag mit ADHS bei Kindern
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ADHS zu behandeln. Zum Beispiel lernen Eltern in Elterntrainings, wie sie ihrem Kind dabei helfen können, Zuhause aufmerksamer oder weniger hyperaktiv zu sein. Eine weitere Option sind Trainings im Kindergarten oder in der Schule. Auch Psychotherapeut*innen können im Rahmen einer Verhaltenstherapie mit den Kindern üben, wie sie es schaffen, aufmerksamer zu sein und über Probleme im Alltag sprechen.
Medikamente können Kindern ebenfalls dabei helfen, ihre Unaufmerksamkeit, die Hyperaktivität und die Impulsivität zu kontrollieren. Dann fällt es ihnen leichter, sich zu konzentrieren oder ruhiger auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Es kann manchmal etwas dauern, bis das richtige Medikament und die richtige Menge herausgefunden werden. Da heißt es schon mal geduldig sein.
ADHS hat viele positive Seiten
Ganz wichtig: ADHS zu haben bedeutet nicht, völlig verloren im Leben zu sein. Ganz im Gegenteil! ADHSler haben auch positive Eigenschaften, die durch ihr besonderes Denken entstehen: Sie haben oft herausragende Kreativität oder sind musikalisch begabt. Sie arbeiten sehr hartnäckig an einer Sache und geben alles dafür, wenn sie dafür brennen. Sie sind sportlich, weil sie sich gern bewegen und auspowern, können lange in Bewegung bleiben und genießen die frische Luft. Sensibilität, Empathie und Warmherzigkeit zählt ebenso zu den Stärken von ADHS-Betroffenen. Weitere Infos zu ADHS bei Kindern gibt unter anderem online unter www.adhs-ratgeber-eltern.com.
Buchtipp
Selbst Eltern mit hohen Erziehungskompetenzen bringt die Lern- und Hausaufgaben-situation mit ADHS-betroffenen Kindern oft an ihre Grenzen. Dieser Ratgeber zeigt konkrete und praktische Hilfestellungen für den Alltag.
Stefanie Rietzler & Fabian Grolimund: Lerntipps für Kinder mit ADHS und ADS. Erfolgreich lernen mit ADHS und ADS – Der praktische Ratgeber für Eltern, Hogrefe, 304 S., 26,95 Euro. Erhältlich direkt beim Hogrefe Verlag.
Neben ihrem Buch bieten die Autoren Seminare für Lehrer*innen und Eltern zum Umgang mit ADHS bei Kindern an. Mehr dazu unter www.lernen-mit-adhs.ch/.
Mehr Themen rund um Kinder und Gesundheit findet ihr auf unserer Tipps für Kids Webseite unter Gesundheit.